Warum Ikigai Dich beruflich nicht weiterbringt – 3 bessere Ansätze für Deine Neuorientierung
- tamaraschopka
- 4. Jan.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Jan.

Eine kurze Anekdote zu Ikigai
Letztes Jahr waren mein Mann und ich auf einer Hochzeit, wo wir außer dem Brautpaar niemanden kannten (oft sind das ja die besten Feiern!). Am Tisch saßen wir mit einem Paar aus Berlin, ähnlich alt wie wir und bald Eltern ihres dritten Kindes. Nach dem ersten Smalltalk landeten wir beim Thema Job.
Als die Frau – nennen wir sie Hannah – hörte, dass ich als Jobcoach arbeite, änderte sich ihre Stimmung sofort. Sie erzählte mir, wie sie nach ihrem zweiten Kind ihr Marketing-Job nicht mehr erfüllte und sie einen Coach aufsuchte, der sie zur Selbstfindung und zu ihrer „wahren Berufung“ begleiten sollte. Der Ansatz: Ikigai.
Was ist Ikigai?
Ikigai ist ein japanisches Konzept, das grob mit "der Grund zu leben" oder "Lebenssinn" übersetzt werden kann. Es beschreibt die Schnittmenge von vier Bereichen:
Was Du liebst (Leidenschaft): Dinge, die Dir Freude bereiten und bei denen Du Deine Begeisterung spürst.
Worin Du gut bist (Stärken): Deine Fähigkeiten und Talente, die Du entweder von Natur aus hast oder durch Erfahrung entwickelt hast.
Was die Welt braucht (Mission): Ein Beitrag, den Du zur Gesellschaft leisten kannst, um einen positiven Unterschied zu machen.
Wofür Du bezahlt werden kannst (Beruf): Bereiche, in denen Du Deine Leidenschaften und Talente in eine Karriere umwandeln kannst.
Das Ziel von Ikigai ist es, den perfekten "Sweet Spot" zu finden, an dem sich alle vier Bereiche überschneiden. Auf diese Weise sollst Du nicht nur persönliche Erfüllung finden, sondern auch beruflich erfolgreich und gesellschaftlich wertvoll sein.
Auf den ersten Blick klingt das wie eine ideale Methode zur Berufsorientierung, da es systematisch dabei hilft, den Lebens- und Karriereweg zu reflektieren. Doch wie Du gleich sehen wirst, ist die Umsetzung oft mit Herausforderungen verbunden.
Hannahs Erfahrung mit der Ikigai-Methode
Für Hannah schien die Antwort klar: Sie liebt Kinder und geht als Mutter hervorragend mit ihnen um – und die Welt braucht engagierte Erzieherinnen. Hannah startete voller Enthusiasmus ihre Ausbildung zur Erzieherin und genoss die theoretischen Inhalte.
Doch als es zur praktischen Arbeit im Kindergarten kam, stellte sie schnell fest, dass die Realität anders aussah als auf dem Papier. Die fehlende Homeofficemöglichkeit und die fixen Arbeitszeiten waren schwer mit ihrem Familienleben zu vereinbaren, und sie war sowohl vormittags als auch nachmittags von Kindern umgeben – die Herausforderung und Abwechslung, die sie sich vorgestellt hatte, blieben aus.
Hannah kehrte schließlich ins Marketing zurück, diesmal in einem Job, der zu 100 % remote war. Und siehe da, sie wusste ihre Arbeit wieder neu zu schätzen.
Warum erzähle ich Dir das?
Heißt das, alle Coaches, die mit Ikigai arbeiten, sind Betrüger? Natürlich nicht. Oder dass Du besser in Deinem jetzigen Job bleibst, anstatt eine risikoreiche Veränderung zu wagen? Auf keinen Fall. Aber die Geschichte zeigt, dass es oft nicht ausreicht, sich allein auf theoretische Modelle zu verlassen, um den passenden Job – und das passende Leben – zu finden.
Drei Gründe, warum Ikigai allein oft nicht ausreicht
1. Ikigai liefert nur den Startpunkt
Ikigai und andere Purpose-Methoden konzentrieren sich oft auf die Suche nach der „wahren“ Berufung. Du reflektierst Werte und Stärken, analysierst Deinen Werdegang, sprichst mit Menschen und entwickelst Zukunftsideen. Doch am Ende des Coachings steht meist eine theoretische Berufung auf dem Papier – und dann? Dann erst geht es um die Umsetzung. Und gerade hier lauern oft die größten Herausforderungen.
2. Theorie ≠ Praxis
Wie bei Hannah kann eine theoretische Jobvision absolut stimmig erscheinen – bis sie der Realität standhalten muss. Pläne auf dem Papier können sich in der Praxis völlig anders anfühlen. Genau hier liegt der Knackpunkt: Die Umsetzung zeigt uns oft Aspekte, die wir in der Theorie nicht vorhersehen konnten.
3. Der Mythos der „wahren Berufung“
Viele Methoden zur Berufungsfindung suggerieren, dass es eine einzig wahre Berufung gibt, die uns glücklich und erfüllt macht. Aber das ist – entschuldige den Ausdruck – schlichtweg Bullshit. Wie unflexibel und belastend wäre das? Stell Dir vor, jemandes Berufung wäre es, Marathon zu laufen, und dann verletzt er sich. Ist sein Leben dann sinnlos? Wir Menschen sind komplex und dynamisch - und unsere Wünsche und Bedürfnisse ändern sich. Zum Glück!
Was ist die Alternative?
Wenn Ikigai allein oft nicht weiterführt, welche Ansätze sind dann sinnvoller? Hier sind die Strategien, die ich Dir empfehle, um wirklich langfristig zufrieden im Job zu sein:
1. Lerne Dich selbst besser kennen – aber bleib flexibel
Es ist hilfreich, Klarheit über Deine Erwartungen, Stärken und Werte zu haben. Diese Basis brauchst Du, um Deinen Weg zu starten. Aber übertreibe es nicht: Die Idee, die „perfekte“ Berufung zu finden, setzt nur unnötigen Druck. Deine Werte und Wünsche entwickeln sich mit Dir weiter – und das ist in Ordnung.
2. Befreie Dich vom Zwang zur „einen Berufung“
Die Welt verändert sich rasant, und es ist unwahrscheinlich, dass Du Dein Leben lang im selben Job bleiben wirst. Frage Dich nicht nach Deinem „Lebenszweck“, sondern welche Möglichkeit Du als Nächstes ausprobieren möchtest. Dieses „Nächste“ muss nicht für immer sein – und das nimmt schon eine Menge Druck weg, oder?
3. Act First, Think Later
Im Life-Design geht es darum, zuerst zu handeln und dann zu reflektieren. Statt Dir nur theoretisch auszumalen, wie ein Job sein könnte, probiere ihn aus – in kleinem Rahmen, sodass es nicht schlimm ist, wenn es nicht passt.
Ein Beispiel: Möchtest Du handgemachte Karten über einen Online-Shop verkaufen? Dann beginne damit, Weihnachtskarten für Freunde zu gestalten. So erlebst Du hautnah, wie es ist, für andere kreativ zu arbeiten. Oder recherchiere die rechtlichen Anforderungen eines Online-Shops. Nach jedem Experiment reflektierst Du, ob es sich richtig angefühlt hat und kannst, wenn nötig, eine neue Richtung einschlagen.
Fazit: Warum Du mehr als Ikigai brauchst
Ich hoffe, ich konnte Dir zeigen, dass es weit sinnvollere Methoden gibt als Ikigai, wenn Du einen Job suchst, der wirklich zu Dir passt. Statt endlos nach der einen wahren Berufung zu suchen, ist es sinnvoller, flexibel zu bleiben, Neues auszuprobieren und dabei kontinuierlich zu reflektieren.
Wenn Du Schwierigkeiten hast, den passenden Einstieg zu finden, melde Dich gerne – ich helfe Dir dabei, Deine berufliche Reise zu starten und Deinen Weg zu finden.
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